Initiative «Stick to Science»: Aufruf zur offenen Zusammenarbeit
In einer heute gestarteten Kampagne werden die Staats- und Regierungschefs der EU aufgefordert, der wissenschaftlichen Zusammenarbeit Vorrang vor der Politik einzuräumen, da die Teilnahme des Vereinigten Königreichs und der Schweiz am weltweit führenden EU-Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe auf dem Spiel steht.
Aufruf zur offenen Zusammenarbeit
Die Kampagne «Stick to Science» ruft zu einer offenen und kooperativen Forschungs- und Innovationslandschaft in Europa auf, die frei von politischen Hindernissen ist. Die gesamte europäische Wissenschaftsgemeinschaft ist eingeladen, diese Initiative ab dem 8. Februar auf der Website www.stick-to-science.eu zu unterzeichnen.
Die Initiative kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Teilnahme des Vereinigten Königreichs und der Schweiz am Forschungs- und Innovationsprogramm der EU weiterhin durch die Politik blockiert wird. Während die endgültige Assoziierung des Vereinigten Königreichs an Horizon Europe, dem 95,5 Milliarden Euro schweren Forschungs- und Innovationsprogramm der EU, an Brexit-nachgelagerten Handelsabkommen scheitert, bleibt der Schweiz die Teilnahme an Teilen des Programms aufgrund ausstehender Regierungsgespräche verwehrt. In beiden Fällen stellt die EU politische Diskussionen über die wissenschaftliche Zusammenarbeit.
Europa verpasst wissenschaftliche Chancen
Die Schweiz und das Vereinigte Königreich sind zwei langjährige und wissenschaftlich wichtige Akteure in der europäischen Forschungs- und Innovationslandschaft. Die aktuelle Situation verhindert, dass die besten Köpfe aus Europas Wissenschafts- und Forschungsbetrieb optimal zusammenarbeiten und auf die Kompetenzen und Ressourcen aller europäischen Institutionen zugreifen können. Dadurch wird die gemeinsame Lösung globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Pandemien oder Ernährungssicherheit erschwert.
Finanzielle Mittel
Das Vereinigte Königreich und die Schweiz würden bei ihrer Assoziierung weitere geschätzte 18 Mrd. EUR zu Horizon Europe beisteuern. Dadurch stünde ein um 18 Prozent höheres Budget zur Finanzierung europäischer Spitzenforschung bereit.
Unterstützung von den besten Forschenden Europas
Insgesamt haben bislang europaweit rund 200 Personen ihre Unterstützung für die Kampagne zugesagt. Sie warnen davor, dass die Behinderung einer grenzüberschreitenden wissenschaftlichen Zusammenarbeit langfristig negative Folgen für die europäische Gesellschaft und die wissenschaftliche Relevanz des Kontinents haben könnte.
Zu den Unterstützerinnen und Unterstützern der ersten Stunde zählen unter anderem Nobelpreisträgerinnen und Fields-Medaillen-Träger, Unternehmerinnen und Innovatoren, Dachorganisationen und Einrichtungen für Forschungsarbeit und -förderung sowie Führungskräfte aus Hochschulen und Forschungsanstalten.
Die Kampagne fordert die EU, das Vereinigte Königreich und die Schweiz auf, den formalen Assoziierungsprozess an Horizon Europe schnell abzuschliessen, damit die Gesellschaft als Ganzes von der wissenschaftlichen Zusammenarbeit auf gesamteuropäischer Ebene profitieren kann.
Stimmen aus der Forschungsgemeinschaft
Professor Ludovic Thilly, Vorstandsvorsitzender der Coimbra Group, die europaweit 41 Universitäten vertritt, sagt:
«Wir können nicht länger hinnehmen, dass die wissenschaftliche Zusammenarbeit bei bilateralen Gesprächen als Geisel herhalten muss. Auf dem Spiel steht ein ganzes Jahrzehnt der Kollaboration mit unseren britischen und schweizerischen Partnern – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem globale Herausforderungen stärker denn je nach internationaler Forschung verlangen.
Die Coimbra Group drängt seit langem auf eine rasche Einigung zur Assoziierung der Schweiz und des Vereinigten Königreichs an Horizon Europe. Wir fordern die Institutionen und Mitgliedsländer der EU sowie die britische und Schweizer Regierung auf, verantwortungsbewusst zu handeln und sich um eine nachhaltige und konstruktive Lösung der Situation zu bemühen.»
Professor Kurt Deketelaere, Generalsekretär der League of European Research Universities (LERU), die 23 führende Universitäten an der Spitze innovativer Forschung vertritt, sagt:
«Die rasche Assoziierung der Schweiz und des Vereinigten Königreichs an Horizon Europe ist essentiell, damit wir weiterhin eng zusammenarbeiten und die vielen gesellschaftlichen Herausforderungen meistern können, die vor uns liegen. Eine weitere Verzögerung allein aus politischen Gründen ist inakzeptabel.»