EPFL-Spin-off entwickelt Protein zur Förderung der Immuntherapie
Die Immuntherapie ist eine vielversprechende neue Waffe im Kampf gegen einige Krebsarten. Sie besteht darin, die Fähigkeit des eigenen Immunsystems einer Patientin zu verbessern, Tumorzellen zu erkennen und zu zerstören. Allerdings versagt diese Form der Behandlung bei etwa zwei Dritteln der Betroffenen, weil ihre T-Zellen – die wichtigsten krebszerstörenden Lymphozyten – erschöpft sind. Eine Option, die Forschende derzeit untersuchen, um die Wirksamkeit der Immuntherapie zu verbessern, ist die Zugabe eines Proteins, das den erschöpften T-Zellen einen Schub gibt. Diesen Weg verfolgt Leman Biotech, ein Unternehmen, das vor weniger als sechs Monaten von der EPFL aus gegründet wurde. Die Forschenden des Unternehmens haben ein solches Protein getestet und festgestellt, dass es bei Mäusen eine Wirksamkeit von fast 90 % aufweist. In seiner ersten Finanzierungsrunde hat das Unternehmen gerade 11 Millionen Dollar erhalten.
Vielversprechende präklinische Versuche
Das EPFL-Labor für Biomaterialien für das Immunoengineering, das in einem interdisziplinären Team mit mehreren Universitäten zusammenarbeitet, hat im vergangenen Frühjahr einen Artikel in Nature Immunology veröffentlicht, in dem ein künstliches Protein namens Interleukin-10-Fc beschrieben wird, das T-Zellen wiederbeleben kann. Der Wirkstoff zielt insbesondere auf CD8+ T-Zellen ab, die eine zentrale Rolle bei der körpereigenen Abwehr von Tumoren spielen. Das manipulierte Protein dringt in die Mitochondrien ein, die auch als Kraftwerk der Zelle bezeichnet werden. Wenn die Zellen erschöpft sind, verbindet sich das Protein mit einem mitochondrialen Pyruvat-Träger und programmiert den Stoffwechsel der Zellen in aller Ruhe neu. Nach dieser zweiten Verschnaufpause sind die T-Zellen bereit, wieder in den Kampf zu ziehen.
Präklinische Versuche an Mäusen haben gezeigt, dass die Heilungsrate bei Krebs fast 90 % beträgt, wenn das Protein zusammen mit einem Immuntherapeutikum eingesetzt wird. «In den letzten Monaten haben wir weitere präklinische Versuche mit verschiedenen Arten menschlicher Tumore durchgeführt, die in Mäuse transplantiert wurden», sagt Prof. Li Tang vom EPFL-Labor. «Die Ergebnisse waren sehr ermutigend und die Mäuse hatten eine normale Lebenserwartung.»
Ein Protein, das bestehende Behandlungen ergänzen kann
Nach den ersten vielversprechenden Ergebnissen meldete Tang mit Hilfe des Technologietransferbüros (TTO) der EPFL Patente an, um seine Technologie zu schützen: «Es gab zwei Erfindungen, die geschützt werden mussten», sagt Natalia Giovannini vom TTO: «Das Interleukin-10-Fc-Proteinfragment, das zur Umprogrammierung des T-Zell-Stoffwechsels verwendet wird, und die Zellen, die diese Fragmente tragen.» Tang gründete auch ein Unternehmen, Leman Biotech, um seine Technologie zu vermarkten. Der nächste Schritt wird sein, die präklinischen Versuche abzuschliessen und dann in die klinische Phase einzutreten, was das Unternehmen innerhalb von zwei Jahren zu erreichen hofft.
Dieses neue Protein wird mit einer Methode verabreicht, die bereits in Krankenhäusern angewandt wird, wie z. B. die CAR-T-Therapie. Die Ärzte nehmen dem Patienten Blut ab und verabreichen den T-Zellen direkt eine Immuntherapie, die mit dem neuen Protein gekoppelt ist. Die verstärkten Zellen werden dann dem Patienten wieder injiziert.
Neueinstellungen für ein rasches Weiterkommen
«Für eine erste Finanzierungsrunde sind 11 Millionen Dollar eine beachtliche Summe», sagt Giovannini, «der Erfolg von Leman Biotech bei der Kapitalbeschaffung spiegelt das grosse Interesse an seiner Innovation. «Wir haben bereits zwei Forschungslabors eröffnet – eines im neuen Biopôle-Gebäude in Epalinges und das andere in Südchina, wo unser Mitbegründer ansässig ist», sagt Tang. Er freut sich nun darauf, mehrere neue Forschende sowie technisches und administratives Personal einzustellen: «Wir werden die Stellen in den nächsten Wochen ausschreiben», sagt er.