Das Nachhaltigkeitsportal zeigt die Breite des lokalen Netzwerks
«Wir überschätzen manchmal, wie gut Forschende mit dem F&E-Ökosystem in ihrem eigenen Umfeld vertraut sind», sagt Michaël Aklin, ausserordentlicher Professor an der EPFL und einer der Geschäftsführer von E4S. «Es kostet viel Zeit und Energie, Partner zu finden, die F&E betreiben, die von Interesse sein könnten und das Potenzial haben, Synergien und komplementäre Kompetenzen zu nutzen. Hier kommt unser Nachhaltigkeitsportal ins Spiel – indem wir ihnen die Arbeit abnehmen, können wir Fachleuten dabei helfen, gemeinsam neue, ehrgeizige Projekte zu verwirklichen.»
Dieses Online-Verzeichnis wurde mit Unterstützung des UNIL-Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit und der EPFL-Vizepräsidien für akademische Angelegenheiten und verantwortungsvolle Transformation entwickelt. Aklin, der vor kurzem an die EPFL gekommen ist und den Lehrstuhl für Politik und Nachhaltigkeit am College of Management of Technology innehat, sieht einen echten Wert in dieser Art von pragmatischen Ansätzen.
Die Arbeiten begannen im Jahr 2022 und die öffentliche Version wurde am 12. September 2023 veröffentlicht. Sie enthält Informationen über mehr als 330 Personen, die an der UNIL, dem IMD, der EPFL oder einer angegliederten Organisation wie einem Spin-off oder einer Studierendenvereinigung an nachhaltigkeitsorientierter Forschung und Entwicklung beteiligt sind.
«Nachhaltigkeit und Klimawandel sind Themen, die sich über mehrere Disziplinen erstrecken», sagt Nicolas Tétreault, der Exekutivdirektor von CLIMACT, «ein disziplinenübergreifender Ansatz, an dem mehrere Forschungszentren beteiligt sind, bringt grosse Vorteile mit sich. Er hofft, dass das Portal «den Übergang zu einer nachhaltigeren Gesellschaft vorantreiben wird, indem es die Bildung neuer Forschungs- und Entwicklungskonsortien anregt.»
Sechzehn Themen
Das Verzeichnis ist in sechzehn Themenbereiche gegliedert, darunter sowohl technische Themen – wie Energie, biologische Vielfalt und Materialien – als auch gesellschaftliche Themen wie Gerechtigkeit, soziale Normen und Governance. Die Bandbreite der Themen spiegelt die Vielfalt der Fähigkeiten und Erfahrungen der Mitglieder wieder.
«Das Portal enthält auch Beispiele für konkrete Projekte, an denen die Mitglieder arbeiten», sagt Tétreault, «es lohnt sich, das Verzeichnis zu durchstöbern und sich umzuschauen, was die Leute so machen. Unsere Online-Ressource veranschaulicht, wie sehr die Arbeit an unseren drei Universitäten alle Aspekte der Nachhaltigkeit abdeckt.»
Die Entwicklerinen und Entwickler begannen im März mit der Zusammenstellung der Daten der Expertinnen und Experten – hauptsächlich Fakultätsmitglieder, aber nicht ausschliesslich. Die Entscheidung, welche Personen aufgenommen werden sollten, basierte auf der Definition von Nachhaltigkeit, die von den Gründern des Verzeichnisses angenommen wurde: «Das menschliche Wohlergehen über Generationen hinweg sowie die Stabilität der Ökosysteme zu gewährleisten. In Anlehnung an das Doughnut-Ökonomie-Modell bedeutet dies, die Auswirkungen aller menschlichen Aktivitäten innerhalb der ökologischen Grenzen des Planeten zu halten und gleichzeitig Gerechtigkeit und Grundbedürfnisse für alle zu gewährleisten.»
Verankerung im lokalen Ökosystem
Das Nachhaltigkeitsportal soll als nützliches Instrument für Forschende und Innovatorinnen sowie als willkommene Ressource für Medienfachleute, Wirtschaftsführerinnen und politische Entscheidungsträger dienen. Die Gründer des Portals haben sich bewusst dafür entschieden, sich ganz auf das lokale Ökosystem zu konzentrieren. Aklin erklärt: «Hätten wir das Verzeichnis beispielsweise mit einer Berliner Universität entwickelt, hätten wir nicht den gleichen synergetischen Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger in der Schweiz und im Waadtland. Darüber hinaus haben mir lokale Beamte gesagt, dass sie froh sind, mit E4S eine Organisation zu haben, die alle drei Universitäten vertritt.»
Aklin fügt hinzu: «Es gab in der Vergangenheit Zeiten, in denen viel Ärger hätte vermieden werden können, wenn von Anfang an ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt worden wäre», wie zum Beispiel bei der im Juni 2021 gescheiterten Volksabstimmung über ein Gesetz zur Senkung der Kohlendioxidemissionen. «Das mehrheitliche Nein bei diesem Referendum hat vielen Leuten an unseren Universitäten die Augen geöffnet», sagt Tétreault, «wir haben erkannt, dass wir nicht einfach Lösungen vorlegen und erwarten können, dass alle automatisch mitmachen. Wir müssen der breiten Öffentlichkeit die Vorteile erklären.»
Nach Ansicht von Aklin gelingt es den Forschenden der EPFL immer besser, die gesellschaftlichen und staatlichen Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen: «Selbst die akademischsten Forschenden erkennen, dass eine neue Technologie, so aussergewöhnlich sie auch sein mag, nutzlos ist, wenn sie nicht angenommen wird.»
Dialog zahlt sich aus
Das Verzeichnis bietet eine zentrale Anlaufstelle für die Suche nach Nachhaltigkeitsfachleuten in einem Umkreis von fünf Kilometern und wird dazu beitragen, die Art von interdisziplinärem Dialog zu fördern, den Tétreault und Aklin fordern. Kurz vor dem Sommer veranstaltete E4S sein erstes Community Meet-Up zum Thema Kreislaufwirtschaft. Die Veranstaltung umfasste rund ein Dutzend Kurzvorträge, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten, gefolgt von einem Networking-Event mit Getränken. Laut Julia Bory, der Co-Leiterin für Innovation bei E4S, plant das Zentrum, diese Community Meet-Ups regelmässig zu veranstalten, damit die Mitglieder des Nachhaltigkeitsportals andere Fachleute auf ihrem Gebiet kennenlernen können. Sie leitete die Entwicklungsarbeit bei E4S und betont, dass das Verzeichnis dynamisch gestaltet wurde, so dass im Laufe der Zeit weitere Wissenschaftlerinnen und Ingenieurfachleute hinzugefügt werden können. Sind Sie an einer Mitgliedschaft interessiert? Nehmen Sie Kontakt auf!