Digitale Lernformate schliessen Kapazitätslücken
In vielen Ländern mit mittlerem oder geringem Einkommen fehlt es an Fachpersonal, das sich zum Beispiel um die Wartung von städtischen Trinkwassersystemen oder um die fachgerechte Kompostierung von organischen Abfällen kümmert. Um Menschen in solchen Regionen einen Zugang zu einer hochwertigen Ausbildung zu ermöglichen, hat die Eawag-Abteilung Siedlungshygiene und Wasser für Entwicklung (Sandec) mehrere Online-Kurse entwickelt: so genannte MOOCs (die Abkürzung von Massive Open Online Courses).
Kostenlos, jederzeit und überall
Mit ihrem Versprechen auf weltweit freien Zugang zu Bildung sorgten die MOOCs ab 2012 für Aufregung und ergänzen heute die bestehenden Bildungsmodelle. In der Schweiz gehörten die Forschenden von Sandec im Jahr 2014 zu den MOOC-Pionieren. Allerdings war die Kursdauer zu Beginn auf sechs Wochen im Jahr beschränkt. Erst als die Kurse ab 2016 kontinuierlich angeboten wurden, «kam das volle Potenzial unserer MOOCs zum Tragen», sagt Fabian Suter, Digital Learning Manager bei Sandec. Seither stehen die Kurse allen Interessierten kostenlos zur Verfügung, jederzeit und überall. Von Januar 2016 bis Februar 2020 schrieben sich jeden Monat durchschnittlich 1'581 neue Lernende ein. Dann führte die Covid-19-Pandemie ab März 2020 zu einer Vervierfachung der Zahlen. «Mit einem Mehraufwand von nur ein bis zwei Stunden pro Woche betreuten wir 6'000 statt 1'500 Lernende», sagt Suter. Im Jahr 2021 haben sich die Zahlen wieder auf das frühere Niveau eingependelt.
Lernende aus Asien, Lateinamerika und Afrika
Die MOOCs von Sandec ziehen vor allem junge, gebildete, berufstätige Lernende aus Asien, Lateinamerika und Afrika an. Zahlreiche Partnerinstitutionen erweitern die Kursinhalte mit lokal spezifischem Wissen. Und vor allem: Auf der Plattform tauschen sich die vielen Lernenden aus allen Ecken der Welt aus und helfen sich gegenseitig. «So formt sich eine Gemeinschaft », sagt Suter.