Neuer Space-Master startet im September
Schon länger entwickeln ETH-Forschende Roboter für den Einsatz auf dem Mond, suchen nach erdähnlichen Exoplaneten oder untersuchen Beben auf dem Mars. Sie forschen an neuer Technologie für die Raumfahrtindustrie oder verwenden Daten aus dem Weltraum für die Klima- und Sicherheitsforschung.
Nun folgt auch ein Lehrangebot: Ein Master-Studiengang in Space-Systems. Damit erfüllt die ETH einen lang gehegten Wunsch von Studierenden, etwa jenen, die im Verein Aris Weltraumraketen und -satelliten bauen. Die Hochschule geht damit aber auch auf Bedürfnisse aus der Industrie ein.
Die Branche wächst und benötigt dringend Fachkräfte. Die Investitionen in die Weltraumindustrie betragen weltweit mehr als 500 Milliarden Dollar und dürften sich bis 2040 verdreifachen. In der Schweiz gibt es zahlreiche Firmen, die Komponenten für die Raumfahrt produzieren. Zudem entstehen auf dem Gebiet auch hierzulande laufend neue Firmen, darunter auch mehrere ETH-Spin-offs.
Komplexe Space-Systeme verstehen
Der neue Master sei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg, die Weltraumwissenschaft an der ETH, in der Schweiz und in Europa auf ein neues Level zu heben, sagt Thomas Zurbuchen. Der ETH-Professor und ehemalige Nasa-Forschungsdirektor ist Leiter der Initiative ETH Zürich Space (siehe Box) und hat den neuen Studiengang initiiert. «Die Raumfahrtindustrie braucht dringend Leute, die die komplexen Systeme überblicken und die Abhängigkeiten der Teilsysteme – vom Antrieb über die Navigation der Trägersysteme bis zu den wissenschaftlichen Experimenten – verstehen.»
ETH Zürich Space
Die Initiative ETH Zürich Space wurde im Oktober 2022 lanciert, um die Weltraumforschung und -lehre an der ETH auszubauen und die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wissenschaft, Industrie sowie mit Weltraumbehörden wie der Esa und Nasa zu stärken. Der Masterstudiengang in Weltraumwissenschaften gehört zu den erklärten Zielen der Initiative.
Der ETH-Forscher Simon Stähler ist verantwortlich für die Umsetzung des neuen Masters und forscht selbst zu Marsbeben. Er ergänzt: «Der Zugang zum All wird einfacher, auch für kommerzielle Akteure. Schon heute kann man sich Platz auf einem Satelliten kaufen. Es wird künftig also viel mehr Fachkräfte brauchen, die Weltraumsysteme wirklich verstehen».
Fokus auf kommerzielle Raumforschung
Der Studiengang vermittelt Wissen zu Raumfahrtsystemen, das heisst zu Trägerraketen, Satelliten, Teleskopen oder Raumfahrzeugen, aber auch Grundlagen in Erd- und Planetenwissenschaften sowie Astrophysik. Weiter vertieft der Lehrgang wahlweise das Raumfahrt-Ingenieurwissen, die Weltraumkommunikation, Robotik, Erdbeobachtung oder Planetenwissenschaften. Fester Teil des Studiums sind Team-Projekte und Fallstudien, bei welchen Studierende unterschiedlicher Disziplinen zusammen an Lösungen arbeiten.
Zurbuchen sagt: «Der Master ist einzigartig in Europa, weil er sich sehr auf die kommerzielle Raumforschung konzentriert, konsequent interdisziplinär aufgestellt ist und zugleich das vertiefte Wissen in Ingenieurdisziplinen und Naturwissenschaften bietet, für welches die ETH bekannt ist.»
Der Studiengang ist denn auch ein gemeinsames Angebot von den vier Departementen Erdwissenschaften, Physik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik sowie Informationstechnologie und Elektrotechnik. Partnerschaften mit der Industrie gehören fest dazu, solche mit anderen Universitäten sollen dazukommen.
Schnellste Lancierung eines Studiengangs
Für den Pilot-Jahrgang mit Start im September 2024 können sich Studierende mit Schweizer Bachelor oder solche, die kurz vor dessen Abschluss stehen, ab dem 1. April bewerben. Zwischen Planungsstart und Anmeldung vergingen also nur acht Monate. Noch nie wurde an der ETH ein Studiengang so schnell umgesetzt. Günther Dissertori, Rektor der ETH Zürich, freut sich: «Alle haben sofort an einem Strick gezogen. Denn es war allen klar, dass eine solche Ausbildung dringend gefragt ist. Ich freue mich, dass schon bald die ersten Studierenden davon profitieren und bedanke mich bei allen Beteiligten für das grossartige Engagement.»
Für ausländische Studierende steht ab November 2024 das Bewerbungsfenster für den zweiten Jahrgang mit Start im Herbst 2025 offen.
Infrage kommt der spezialisierte Master für Studierende aus Ingenieur- und Naturwissenschaften, die einen sehr guten Bachelorabschluss vorweisen können und die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Gefordert werden zudem gute Grundkenntnisse in Mathematik und Physik, die dem Niveau der Bachelor-Studiengänge an der ETH entsprechen.
Der Master steht explizit auch Bewerber:innen von anderen Universitäten oder von Fachhochschulen offen. Studierende, die die fachlichen Anforderungen nicht erfüllen, können mit der Auflage zugelassen werden, dass sie entsprechende Lücken schliessen und zusätzliche Prüfungen ablegen.