EPFL baut eigene Hyperloop-Teststrecke
Präsentiert als fünftes Verkehrsmittel, das sauberer als das Flugzeug und schneller als der Zug ist, könnte das Hyperloop-System die Langstreckenmobilität revolutionieren. Von der Wüste Nevadas bis zum Hamburger Hafen, über Toulouse, den Nahen Osten und bis nach China entstehen immer mehr Projekte rund um den Globus. Auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der EPFL wollen nicht ins Hintertreffen geraten und weihen auf dem Campus von Ecublens eine kreisförmige Testanlage ein. Es handelt sich dabei um die erste betriebsbereite in Europa. Das in Zusammenarbeit mit dem Start-up-Unternehmen Swisspod durchgeführte Projekt wird es ermöglichen, die für die Realisierung eines ultraschnellen Vakuumtransportsystems notwendigen Hypothesen zu validieren, sowohl aus Sicht der Infrastruktur als auch derjenigen der Transportkapsel.
Die Infrastruktur hat die Form eines gegossenen Aluminiumrings mit einem Durchmesser von 40 und einer Länge von 120 Metern. Der Ring ist vollgepackt mit Sensoren – ein Novum in Europa. Die Anlage wurde vom Distributed Electrical Systems Laboratory (DESL) der EPFL entwickelt und verwaltet und wird die Simulation einer unendlichen Hyperloop-Strecke möglich machen. Im Vakuum wird die Leistung der Antriebs-, Schwebe- und Kinematiksysteme im Massstab 1/6 getestet. Die Grösse der Kapseln richtet sich nach den Anforderungen der Tests und den Ergebnissen. «Die kleine Hyperloop-Teststrecke der EPFL ermöglicht die Untersuchung grundlegender Aspekte des elektromagnetischen Antriebs und des Kapselschwebens mit dem Ziel, deren Design und den Betrieb der Hyperloop-Infrastruktur zu optimieren», präzisierte Mario Paolone, Direktor des DESL.
Für die Herstellung der Pod-Komponenten verfügt das DESL über einen industriellen 3D-Drucker, der Objekte bis zu 45 Zentimeter in verschiedenen Materialien (ABS, PLA, PET, Nylon, Carbon, Flex, Polystyrol oder Laywood) produzieren kann. Schliesslich soll ein Echtzeitsimulator, beispielsweise ein digitales Duplikat, das Verhalten von Stromversorgungsnetzen direkt nachbilden.
Die Herausforderung des linearen Induktionsmotors
Eine der grossen Herausforderungen von Hyperloop ist das Antriebssystem. Zur Senkung der Kosten plant man, dass nicht die Infrastruktur, wie im Fall der Magnetschwebebahn, sondern das Fahrzeug die Energie für den Antrieb tragen soll. Es würde dann mit einem Linearmotor ausgestattet. Doch zur Erreichung des Ziels sind noch erhebliche technologische Entwicklungen nötig: Der Energieverbrauch pro Passagier liegt bei 10-50 Wh/km, je nach Länge der Fahrt, verglichen mit 97-100 Wh/km in einem Elektroauto und 515-600 Wh/km pro Passagier in einem Flugzeug. Genau das ist das Ziel des Projekts LIMITLESS (Linear Induction Motor drIve for Traction and LEvitation in Sustainable hyperloop Systems), das DESL zusammen mit dem Start-up Swisspod, mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Kantons Waadt (HEIG-VD) und unterstützt durch ein Innosuisse-Stipendium verfolgt. Mit der Infrastruktur werden das Testen und die Validierung dieses neuen linearen Induktionsmotors ermöglicht.
«Das Projekt ist eine hervorragende Gelegenheit für Swisspod, sich mit den erstklassigen Ingenieursfähigkeiten der EPFL-Forschenden zu verbünden», sagte Denis Tudor, Leiter von Swisspod und Doktorand an der EPFL. «Wir bringen in dieses Projekt kommerzielle Aspekte und technische Fähigkeiten ein, um eine Lösung zu entwickeln, die in vier bis fünf Jahren auf dem Markt sein wird. Eines unserer gemeinsamen Ziele mit Swisspod ist es, Innovation als Vehikel für positive Veränderungen zu nutzen, um eine praktikable Mobilitätslösung zu liefern, die einen Mehrwert für die lokale Gemeinschaft schafft und der Gesellschaft als Ganzes erhebliche Vorteile bringt», fügt Georgios Sarantakos, Projektleiter bei DESL, hinzu.
Multidisziplinäre Projekte
Fast 20 Studierende verschiedener EPFL-Fakultäten nehmen im Rahmen ihrer Semester- oder Masterarbeiten an EPFLoop teil: «In den vergangenen Jahren war unser Hauptziel, bei internationalen Hyperloop-Wettbewerben Geschwindigkeitsrekorde zu brechen», sagt Georgios Sarantakos, der Projektleiter bei DESL. «Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir die Grenzen der Technologie in einer Reihe von Bereichen wie Batterien, Leistungselektronik, Antriebssysteme, Wärmemanagement, Avionik, Design, Röhrenstrukturen und Datenmanagement erweitern.