Zwei Advanced Grants für die ETH
Mit der Atmosphärenphysikerin Ulrike Lohmann und dem Politikwissenschaftler Frank Schimmelfennig haben zwei Forschende der ETH Zürich je einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) zugesprochen bekommen. Ihre Projekte werden mit 3,8 respektive 2,8 Millionen Franken unterstützt.
Ungewisse Zukunft
Die diesjährigen Advanced Grants wurden zum letzten Mal im Rahmen des EU-Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 vergeben. Ob und in welchem Umfang sich die Schweiz am Nachfolgeprogramm Horizon Europe beteiligen kann, ist nach wie vor unklar. «Die Schweiz und die EU verbindet eine langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit in Forschung und Innovation», betont Detlef Günther, Vizepräsident Forschung an der ETH. «In Zeiten der Krise ist Kooperation wichtiger denn je und ich hoffe, dass die Schweiz weiterhin am Europäischen Forschungsrahmenprogramm teilnehmen kann und vollassoziierter Partner wird.»
Ein Dutzend Grants für die Schweiz
Insgesamt hat der ERC in dieser Runde 209 Grants im Wert von gut 500 Millionen Euro an 49 Forscherinnen und 160 Forscher vergeben. Mit 51 Grants liegt das Vereinigte Königreich an der Spitze, gefolgt von Deutschland mit 40 und Frankreich mit 22. Zwölf Advanced Grants gingen an Forschende, die an Schweizer Institutionen tätig sind. Im Vorjahr waren es deren 16.
Die Projekte im Überblick
Ulrike Lohmann, Professorin für experimentelle Atmosphärenphysik, konzentriert sich in ihrer Forschung auf die Rolle von Aerosolpartikeln und Wolken im Klimasystem. Sie interessiert sich besonders für die mikrophysikalischen Vorgänge, die in Wolken mit Eis zu Niederschlag führen. Im Rahmen ihres ERC-Projekts untersucht Lohmann diese Vorgänge, indem sie unterkühlte Schichtwolken (Stratus) mit Partikeln, an denen Eiskristalle wachsen können, von Drohnen aus impft. Davon erwartet die Forscherin Aufschluss über die mikrophysikalischen Veränderungen insbesondere über grundlegende Aspekte der Eisbildung und des Eiswachstums. Das Projekt fokussiert auf die winterlichen Stratuswolken in der Schweiz. Die Analyse der «Wolkenimpfungen» dient dazu, die Mikrophysik von Wolken im Schweizer Wettervorhersagemodell zu verbessern und damit auch die Niederschlagsprognose. Die neu entwickelte Methodik des Drohneneinsatzes für Wolkenimpfungen hat Pioniercharakter, und die Ergebnisse sind besonders wichtig, um Folgen von künstlicher Wetterbeeinflussung und Klimaeingriffen beziffern zu können.
Frank Schimmelfennig ist Professor für Europäische Politik im Department für Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften. Seine Forschungsgruppe untersucht die Politik und Entwicklung der europäischen Integration. Das ERC-Projekt «Europäische Grenzziehungen» geht von der Beobachtung aus, dass die jüngsten Krisen der EU – von der Eurokrise zur Corona-Pandemie – jenseits der Grenzen der EU entstanden und die Aussengrenzen der EU in Frage stellten. Ausserdem gerät die europäische Integration durch geopolitische Verschiebungen unter Druck. Gängige Theorien der Integration konzentrieren sich hingegen überwiegend auf die internen Entwicklungen und die internen Grenzen der Mitgliedstaaten. Das ERC-Projekt hat daher zum Ziel, eine «Grenzziehungstheorie» der Integration zu entwickeln und zu überprüfen. Es untersucht, wie die Gestaltung von Grenzen und grenzüberschreitende Transaktionen die internen politischen Entwicklungen der EU beeinflussen, und wie in der EU Grenzpolitik gemacht wird.