Verschmutzung mit Mikroplastik: Expedition zeigt Ausmass
Es gibt keinen Ort auf der Erde, der frei von Mikroplastik ist. Diese winzigen Partikel wurden auf dem Gipfel des Mount Everest, auf dem Grund des Marianengrabens, an den entlegensten Stränden des Südpazifiks, in den Blättern von Bäumen und sogar in unseren Organen entdeckt. Die wissenschaftliche Gemeinschaft beginnt allmählich, dieses weit verbreitete, vielschichtige Problem zu verstehen. Auch wenn das wahre Ausmass der Mikroplastikverschmutzung noch unklar ist, erfahren wir immer mehr über die Auswirkungen auf Ökosysteme, die biologische Vielfalt, das Klima und die menschliche Gesundheit.
Dieser Artikel – über die Bedeutung dieses grossen Verschmutzungsrisikos – berichtet über eine Woche mit SEA Plastics, einer gemeinnützigen Organisation, die jährlich eine Forschungsexpedition im Mittelmeer durchführt. Auf dieser Expedition führt eine Gruppe junger Forschender Messungen durch und sammelt Proben, um unser Verständnis der Verschmutzung durch Mikroplastik zu verbessern. Ausserdem führen sie in den angelaufenen Häfen Sensibilisierungsmassnahmen durch. Laurine Planat, Studentin an der Fakultät für Life Sciences (SV) der EPFL, ist eines der Mitglieder des diesjährigen Teams. Ihre Forschung wird vom Zentralen Umweltlabor (CEL) der EPFL-Fakultät für Bau, Architektur und Umwelt (ENAC) unterstützt.
Laurine ist die wissenschaftliche Leiterin des Teams und ist für die Durchführung der Experimente an Bord verantwortlich. Ziel der diesjährigen Expedition ist es, neue Methoden zur Charakterisierung von Mikroplastik zu entwickeln, die Transportmuster von Mikroverunreinigungen zu untersuchen und Daten darüber zu sammeln, wie verschiedene Umweltfaktoren den Alterungsprozess von Plastik beeinflussen. Dies gilt insbesondere für Mikroplastik: kleine Kunststoffteile von weniger als fünf Millimetern Durchmesser. Diese Partikel sind nicht nur schädlich, sondern auch für das blosse Auge unsichtbar. Schätzungen zufolge macht der sichtbare Abfall nur 1 % des in den Meeren und Ozeanen enthaltenen Plastiks aus.
Und dann gibt es noch die Nanokunststoffe, noch winzigere Fragmente mit einem Durchmesser zwischen einem Mikrometer und 100 Nanometern. Diese Art der Verschmutzung ist noch schwieriger zu messen und zu quantifizieren, da die Partikel so winzig sind. Aber Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben diese Partikel bereits in fast allen Ökosystemen der Erde gefunden – und sogar in lebenden Organismen. In einer im April dieses Jahres veröffentlichten Studie wies die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) nach, dass sich Nanokunststoffe in den Wurzeln von Waldbäumen anreichern und von dort zu den Ästen und Blättern transportiert werden.
Die Plastikverschmutzung hat Auswirkungen auf Ökosysteme, die menschliche Gesundheit und das Klima. Schätzungsweise 5 bis 10 % des von uns geförderten Erdöls wird für die Herstellung von Kunststoffprodukten verwendet. Und nur etwa 10 % dieser Kunststoffe werden tatsächlich recycelt: «Ein Grossteil des Rests wird verbrannt, oft unter schlecht kontrollierten Bedingungen, wodurch grosse Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre gelangen und die globale Erwärmung vorangtreiben», sagt Breider, Leiter des CEL. Er fügt hinzu, dass Kunststoffe, die in der Umwelt entsorgt werden, im Laufe der Zeit dazu neigen, Methan freizusetzen, ein starkes Treibhausgas.