Mit Rangern die Saisonalität von Pflanzen erforschen
Ranger sind ideale Partner, um Forschung und Öffentlichkeit zusammenzubringen. Einerseits beobachten sie Pflanzen und Tiere in ihrem Park und kümmern sich um deren Erhalt. Andererseits treffen sie Besucherinnen und Besucher, organisieren Exkursionen und Seminare, um sie über Natur und Naturschutz aufzuklären. Diese Doppelfunktion machen sich die WSL-Ökologen Frederik Baumgarten und Yann Vitasse im Wissenstransferprojekt PhenoRangers, das vom Schweizerischen Nationalfonds (Agora-Projekt) unterstützt wird, zunutze.
«Das ist eine Win-Win-Situation», sagt Vitasse, der an der WSL saisonale Veränderungen bei Pflanzen untersucht, zum Beispiel den Beginn der Blüte oder die Herbstfärbung. «Einerseits helfen uns die Ranger, diese Phänomene langfristig und an vielen Standorten mit unterschiedlichen Klimazonen zu beobachten. Andererseits stellen wir ihnen pädagogische und interaktive Instrumente zur Verfügung, um den Parkbesuchenden Wissen über Umweltfragen und die durch den Klimawandel verursachten Veränderungen zu vermitteln», sagt er.
Vitasses wissenschaftliche Disziplin nennt sich Phänologie. Mit dem Klimawandel hat sie an Bedeutung gewonnen, denn die Temperatur beeinflusst weitgehend die Zyklen von Pflanzen und Tieren, was zu jahreszeitlichen Abweichungen zwischen Arten führen kann, die in Wechselwirkung stehen. So reagieren beispielsweise Landinsekten meist sehr empfindlich auf die Temperatur und beginnen ihre Zyklen immer früher, während einige Zugvögel, die sich von ihnen ernähren, sich eher auf die Tageslänge abstützen, um nach dem Winter zurückzukehren.
Die Umwelt entdecken
Bei den Rangerinnen und Rangern stösst das Projekt auf grosses Interesse. «Wenn ich bei meinen Führungen Beispiele die Diskrepanz zwischen Insekten und Zugvögeln aufzeige, beeindruckt das die Besucher sehr», sagt Silva Lanfranchi, Rangerin in der Moorlandschaft Glaubenberg in Obwalden. Das Projekt PhenoRangers mache die Veränderungen in der Natur sichtbar, und das nicht nur in Naturparks, sondern auch in der Stadt, sagt sie. Bis anhin machen 24 Rangerinnen und Ranger in der Deutschschweiz und der Romandie mit.
Im Rahmen des PhenoRangers-Projekts, das von 2021 bis 2024 – und vermutlich noch länger – laufen wird, haben die Wissenschafter eine Reihe von interaktiven und pädagogischen Instrumenten entwickelt. Mit diesen können die Ranger mit der Öffentlichkeit zum Thema Phänologie und Klimawandel interagieren. Dazu gehört seit 2022 eine in Zusammenarbeit mit GlobeSwiss entwickelte Webanwendung (https://app.phaenonet.ch/map). Diese Plattform steht allen Personen zur Verfügung, die phänologische Beobachtungen wie Blühbeginn von Pflanzen in der Schweiz aufzeichnen wollen. Sie wurde aber weiterentwickelt, um alle neuen Beobachtungen der Ranger aufzunehmen.
In diesem Frühjahr kamen neue Materialien für interaktive Besuche vor Ort hinzu: ein YouTube-Video über das Projekt, ein Flyer, Podcasts, in denen die Wissenschafter die Projekte vorstellen und ein Satz laminierter Karten, die Tier- und Pflanzenphänomene über das ganze Jahr hinweg aufzeigen. Die Materialien beinhalten auch Spielideen, die den Rangern helfen sollen, die jahreszeitlichen Beobachtungen bei Führungen zu vermitteln.