Manche Eschen halten sowohl Pilzen als auch Käfern stand
Das Eschentriebsterben war für die vormals zweithäufigste Laubbaumart der Schweiz verheerend. Über 90 Prozent der Eschen erkrankten und vor allem Jungbäume starben in grosser Zahl ab. Der Erreger der Krankheit ist ein aus Asien stammender Pilz namens Falsches Weisses Eschenstengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus), der seit 2008 in der Schweiz nachgewiesen ist. Aus der gleichen Himmelsrichtung rückt ein weiterer Eschenkiller näher, der 2003 aus Ostasien nach Russland eingeschleppte Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis). Er breitet sich seither gegen Westen aus. Die Larven, die sich im Bauminneren entwickeln, sind für Eschen tödlich.
Ein kleiner Lichtblick ist, dass Forstleute in ihren Wäldern immer wieder gesund aussehende Eschen entdecken, die offenbar resistent gegen den Pilz sind. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der WSL hat in der Schweiz, in Schweden und in Dänemark Zweige von pilzresistenten und pilzanfälligen Eschen gesammelt. Diese Zweige pfropften sie auf Wurzelstöcke und zogen so neue Bäumchen heran. Die Pflänzchen setzten sie Hochsicherheits-Gewächshaus der WSL (Sicherheitsstufe 3) sowohl dem Pilz als auch den Käfern aus.
Hoffnungsschimmer für Eschen
Tatsächlich stellten sie fest, dass auf Eschen, die gegen den Pilz widerstandsfähiger waren, auch die Käfer weniger gut gediehen. Das nennt man Kreuzresistenz, und sie ist ein Hoffnungsschimmer für die Esche. «Dieses Resultat ist ermutigend», urteilt Studienleiter Michael Eisenring, der es nun zusammen mit seinen Kollegen in der Fachzeitschrift New Phytologist veröffentlichte. «Zum Beispiel könnte man pilzresistente Eschen anpflanzen, um sowohl dem Pilz als auch dem Käfer den Vormarsch zu erschweren.»
In pilzresistenten Eschen nahmen die Käfer weniger an Gewicht zu und entwickelten sich langsamer. Das Forscherteam vermutete, dass pilzresistente Pflanzen gewisse Abwehrsubstanzen produzieren die sowohl gegen den Pilz auch als gegen den Käfer wirksam sind. Also untersuchte es die chemische Zusammensetzung des Baumsafts, der Zucker und andere Stoffe zwischen Pflanzenteilen transportiert. Die Käfer fressen diesen Saft im Baumstamm. Tatsächlich unterschied sich die Chemie im Saft zwischen mehr und weniger resistenten Eschen und erklärte auch die Gewichtsunterschiede der Käfer. Es handelt sich um phenolische Substanzen, die als Abwehrstoffe bekannt sind.
Aufhalten werde man mit solchen Bäumen den Käfer nicht, sagt Eisenring. Aber bremsen vielleicht schon. Ausserdem gewinnt die Forschung so Zeit, um beispielsweise Spürhunde auf die Käfer abzurichten oder natürliche Gegenspieler gegen die beiden Eschenkiller zu finden. Eine solche Möglichkeit könnten parasitische Wespen sein, die ihre Eier in Käferlarven legen. Daher gilt es nun, möglichst viele der resistenten Eschen in die Wälder zu bekommen. Allerdings weiss noch niemand, ob die widerstandsfähigen Eschen auch wirtschaftlich und ökologisch gut funktionieren. Die Rettung der Esche ist also noch lange nicht abgeschlossen.