Körperpflegeprodukte und die Luftqualität in Innenräumen
Die Körperpflegeprodukte, die wir täglich verwenden, beeinflussen die Luftqualität in Innenräumen erheblich, wie ein Forschungsteam der EPFL herausgefunden hat. Bei der Verwendung in Innenräumen geben diese Produkte einen Cocktail aus mehr als 200 flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) an die Luft ab. Wenn diese flüchtigen organischen Verbindungen mit Ozon in Berührung kommen, können durch chemische Reaktionen neue Verbindungen und Partikel entstehen, die tief in unsere Lungen eindringen können. Die Forschenden wissen noch nicht, wie sich das tägliche Einatmen dieser Partikel auf die Gesundheit unserer Atemwege auswirkt. Die Ergebnisse des EPFL-Teams wurden in der Zeitschrift Environmental Science & Technology Letters veröffentlicht.
Es begann damit, dass Dusan Licina, Assistenzprofessor an der EPFL, und seine Gruppe eine scheinbar unauffällige Einkaufsliste erstellten: Deoroller, Deospray, Handlotion, Parfüm und Trockenshampoo-Haarspray – alle von führenden Marken hergestellt und in grossen Geschäften in Europa und anderswo erhältlich. Licina leitet das Human-Oriented Built Environment Lab (HOBEL) der EPFL im Smart Living Lab in Fribourg, das über Umweltkammern verfügt – einzigartige Versuchsanlagen, die realen Innenräumen nachempfunden sind und eine präzise Kontrolle und Überwachung der Innenraumluftqualität ermöglichen.
Das von Licinas ehemaligem Postdoc Tianren Wu geleitete Forschungsprojekt arbeitete mit Forschenden aus Deutschland und Schweden zusammen, um die Verwendung dieser Körperpflegeprodukte in einem Innenraum nachzuahmen. In einem Test trugen die Forschenden die Produkte unter typischen Bedingungen auf, während die Luftqualität sorgfältig überwacht wurde. In einem anderen Test wurde dasselbe getan, aber zusätzlich Ozon eingeleitet, ein reaktives Aussengas, das in europäischen Breitengraden während der Sommermonate auftritt. Ozon kann durch offene Fenster in Wohnungen eindringen, aber auch aus Innenräumen kommen, zum Beispiel bei der Verwendung von Laser- und 3D-Druckern. Rund fünf hochentwickelte Messgeräte wurden eingesetzt, um die in der Kammer vorhandenen Gase und Partikel zu quantifizieren und zu identifizieren.
Ein Cocktail aus Gasen und Partikeln
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler brauchten zwei Jahre, um alle gesammelten Daten zu verarbeiten. Im ersten Fall ohne Ozon wurden über 200 flüchtige organische Verbindungen (VOC) von den Körperpflegeprodukten emittiert, die sich mit der Belüftung allmählich verflüchtigten. Die am häufigsten vorkommenden Moleküle waren Ethanol und Monoterpene, die typischerweise in diesen Produkten verwendet werden. Wenn jedoch Ozon in die Kammer eingeführt wurde, entstanden nicht nur neue flüchtige organische Verbindungen, sondern auch neue Partikel, insbesondere aus Parfüm und Sprays, die die Konzentrationen in stark verschmutzten städtischen Gebieten wie der Zürcher Innenstadt übertrafen.
«Einige Moleküle ‹nukleieren› – das heisst, sie bilden neue Partikel, die zu grösseren ultrafeinen Partikeln koagulieren können, die sich tatsächlich in unserer Lunge ablagern können», erklärt Licina: «Meiner Meinung nach verstehen wir die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Schadstoffe noch nicht vollständig, aber sie sind möglicherweise schädlicher als wir denken, vor allem, weil sie in der Nähe unserer Atemzone aufgebracht werden. Dies ist ein Bereich, in dem neue toxikologische Studien erforderlich sind.»
Vorbeugende Massnahmen
Um die Auswirkungen von Körperpflegeprodukten auf die Luftqualität in Innenräumen zu begrenzen, könnten wir mehrere Alternativen für die Bauweise von Gebäuden in Betracht ziehen: mehr Belüftung – insbesondere während der Verwendung der Produkte –, Einbau von Luftreinigungsgeräten (z. B. Aktivkohlefilter in Kombination mit Medienfiltern) und Begrenzung der Ozonkonzentration in Innenräumen.
Eine weitere Präventivmassnahme ist laut Licina ebenfalls empfehlenswert: «Ich weiss, dass wir es nicht hören wollen, aber wir müssen unsere Abhängigkeit von diesen Produkten verringern oder sie, wenn möglich, durch natürlichere Alternativen ersetzen, die duftende Verbindungen mit geringer chemischer Reaktivität enthalten. Eine weitere hilfreiche Massnahme wäre die Sensibilisierung von medizinischem Fachpersonal und Mitarbeitenden, die mit gefährdeten Gruppen wie Kindern und älteren Menschen arbeiten.»