Wie effizient arbeiten Wärmepumpen tatsächlich?

Forschende der ETH Zürich haben die bisher grösste Feldstudie betrieben, um herauszufinden, ob Wärmepumpen effizient laufen. Im Betrieb stellt sich heraus, dass die Anlagen oft nicht optimal konfiguriert sind. Kontrollsysteme und rechtliche Standards könnten Abhilfe schaffen.
Entscheidend für einen effizienten Betrieb von Wärmepumpen – die richtige Konfiguration und die Überwachung der Einstellungen. (Bild: Adobe Stock)

In Kürze

  • Immer mehr Hausbesitzer und Immobilienbetreiber setzen auf Wärmepumpen, um Gebäude zu heizen.
  • Eine Studie der ETH Zürich stellt fest, dass viele der Anlagen falsch eingestellt oder ausgelegt und deshalb ineffizient sind.
  • Digitale Werkzeuge könnten Installationen zukünftig flächendeckend überwachen und deren effizienten Betrieb sicherstellen. 

Wärmepumpen sind in der Schweiz aktuell die gefragteste Wärmequelle. Seit dem Jahr 2000 hat sich ihre Anzahl vervielfacht und jedes fünfte Gebäude wird mittlerweile mit einer beheizt. Die Anlagen leisten einen bedeutenden Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Netto-Null-Ziel. Sie erhöhen aber auch den Strombedarf. Entsprechend wichtig ist ihr effizienter Betrieb. Ob die Anlagen richtig eingestellt sind, ist für die meisten Besitzer oft nicht ersichtlich. Das Vertrauen und die Akzeptanz für den Einsatz der klimafreundlichen Technologie hängt aber von ihrer Effizienz ab, da sie sich unmittelbar in den Stromkosten widerspiegelt.

Europaweite Feldstudie nimmt Effizienz unter die Lupe

In der bisher grössten Feldstudie haben Forschende der ETH Zürich den effizienten Betrieb von Wärmepumpen untersucht. Zwei Jahre lang haben sie die Daten von 1023 Anlagen in zehn europäischen Ländern, darunter Deutschland, Österreich, Niederlande, Schweden, Dänemark, Frankreich und Grossbritannien in Echtzeit ausgelesen. Ziel der Studie war es, ein System zu entwickeln, um die Anlagen standardisiert miteinander zu vergleichen, obwohl sie in unterschiedlichen Gebäuden installiert sind. Zwar waren die Daten nur von einem Hersteller zugänglich, die Autoren der Studie gehen aber von einer Übertragbarkeit aus. «Unsere Ergebnisse können allgemein ausgelegt werden, weil die erhobenen Daten und Algorithmen ausschliesslich auf physikalischen Messwerten wie der Vorlauftemperatur oder dem Energieverbrauch basieren», sagt Tobias Brudermüller, einer der Hauptautoren.

Erhebliche Energieverluste

Während des Beobachtungszeitraums zeigten sich erhebliche Leistungsunterschiede. Die Anlagen mit dem niedrigsten Wirkungsgrad lagen zum Teil um das Zwei- bis Dreifache unter denjenigen mit dem höchsten Wirkungsgrad. Siebzehn Prozent der Luftwärmepumpen unterschritten sogar die europäischen Effizienzstandards.

Durch eine Optimierung der Heizkurveneinstellung liesse sich dieses Problem für viele Anlagen lösen. Darüber hinaus zeigen die ETH-Forschenden in ihrer Studie, dass jede zehnte Anlage überdimensioniert war. Für die vorherrschenden Gebäudebedingungen hätte auch eine leistungsschwächere Anlage gereicht, die weniger Strom verbraucht hätte. Immerhin waren nur ein Prozent unterdimensioniert, was zur Folge haben kann, dass die Anlagen überlastet werden und schneller kaputtgehen. «Auch wenn uns bekannt war, dass fehlerhafte Planungen und Einstellungen bei Wärmepumpen keine Seltenheit sind, hat uns überrascht, wie stark sich dies im tatsächlich erzielten Effizienzniveau widerspiegelt und wie klar das in den Daten sichtbar wird», sagt Thorsten Staake, Co-Leiter des Bits to Energy Labs der ETH Zürich.

Wärmepumpen in der Schweiz könnten effizienter sein

Bereits 2023 hat Tobias Brudermüller in Zusammenarbeit mit Industriepartnern, dem Bundesamt für Energie und den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) ähnliche Studien in der Schweiz durchgeführt. Grundlage bildeten dabei Stromverbrauchsdaten von Schweizer Haushalten, die mit Smart Metern ausgestattet waren und mit Künstlicher Intelligenz ausgewertet wurden. Hierbei zeigte sich, dass bei 41 Prozent der 410 untersuchten Anlagen die Heizkurve zu hoch eingestellt war und die Wärmepumpen einen unnötig hohen Temperaturhub erzeugen mussten. In 36 Prozent der Fälle war die Nachtabsenkung aktiviert, was zur Abkühlung der Gebäude und einem höheren Nachheizen führte. In 26 Prozent der Fälle war die Heizgrenze zu hoch angesetzt, sodass die Anlagen länger in Betrieb waren als es angesichts der Aussentemperatur erforderlich war.

Effizienztipps für Besitzer:innen von Wärmepumpen:

  • Eine möglichst niedrige und konstante Vorlauftemperatur (je nach Gebäude meist zwischen 35 und 55 °C) gilt als Anzeichen für einen effizienten Betrieb.
  • Ein gutes Verhältnis von Stromverbrauch zu erzeugter Wärme zeigt sich in einer Jahresarbeitszahl über 3. Diese lässt sich in der Regel per App oder am Steuerungsgerät der Wärmepumpe auslesen.
  • Ein gleichmässiger Betrieb weist auf eine gute Abstimmung der Anlage hin. Achten Sie darauf, dass sich die Anlage nicht übermässig häufig an- und ausschaltet.

Digitale Werkzeuge nötig

Um die Effizienz über den gesamten Lebenszyklus sicherzustellen, schlagen die Autoren der Studie vor, die Überwachung der Anlagen europaweit zu standardisieren. «Noch fehlen aber die Rahmenbedingungen für technische Standards, die der Vielfalt realer Gebäudesituationen gerecht werden», sagt Brudermüller.

Mit der Entwicklung ihrer Algorithmen wollen sie Haushalte gezielt über das Optimierungspotenzial von Wärmepumpen informieren. Dabei eröffnen vor allem Sensordaten internetfähiger Heizgeräte und Smart Meter neue Möglichkeiten. «Sie helfen den Besitzern, ihre Anlagen besser kennenzulernen, die Stromkosten zu senken und die Zufriedenheit mit den Anlagen zu steigern. Das führt dazu, dass sie sich schneller durchsetzen und die Klimaziele erreicht werden können», sagt Brudermüller und Elgar Fleisch fügt hinzu: «Wärmepumpen sind bereits eine fortschrittliche Technologie für klimafreundliches Heizen. Der nächste Schritt besteht darin, ihren Betrieb noch intelligenter und effizienter zu gestalten. Unsere Feldstudien schaffen die Grundlage dafür, dass dieser Fortschritt schnell in den Haushalten ankommt und sich direkt in sinkenden Stromkosten bemerkbar macht.»

Weitere Informationen

Brudermüller T, Potthoff U, Fleisch E, Wortmann F, Staake T: Estimation of Energy Efficiency of Heat Pumps in Residential Buildings Using Real Operation Data. Nature Communications, 22 March 2025, doi: 10.1038/s41467-025-58014-y

Brudermüller T, Staake T: KI in der Wärmepumpenberatung [AI in heat pump advisory services]. Bundesamt für Energie [Swiss Federal Office of Energy], 18 December 2024