Digitale Zwillinge, neue Krebstherapien und drei Einhörner
26 neue Spin-offs sind im vergangenen Jahr an der ETH entstanden. Das inhaltliche Spektrum der neu gegründeten Spin-offs ist vielfältig und widerspiegelt die ganze thematische Vielfalt der ETH Zürich. Der grösste Teil der Spin-offs (10) stammen aus dem Bereich Informatik- und Kommunikationstechnologie – ein Trend, der seit mehreren Jahren anhält. Die Problemstellungen, denen sich diese Firmen zuwenden, sind jedoch sehr unterschiedlich: Während Calvin Risk AG eine Art Versicherung für Künstliche Intelligenz anbietet, überwacht und verbessert Cerrion AG mittels KI und Sensoren ganze Produktionsprozesse. Das ETH-Spin-off Transcality AG wiederum erstellt komplexe Modelle – sogenannte digitale Zwillinge – von Verkehrssystemen. Diese erlauben es, die Verkehrsflüsse einer Stadt zu analysieren und zukünftige Szenarien zu simulieren.
Im Einsatz für die mentale und körperliche Gesundheit
Auffällig viele der neuen ETH-Spin-offs entwickeln Lösungen für den Gesundheitsbereich. Gleich drei Jungunternehmen arbeiten an neuartigen Krebsmedikamenten respektive der Verbesserung bestehender Therapeutika. Zwei weitere bieten Apps an, die dabei helfen sollen, Stress zu reduzieren und das mentale und körperliche Wohlbefinden zu steigern. Kairos Medical AG schliesslich entwickelt biologisch abbaubare Knochenimplantate. Diese vermögen Knochen beim Heilen zu stabilisieren, lösen sich aber im Gegensatz zu herkömmlichen Metallschrauben mit der Zeit im Körper auf.
Unternehmergeist schon bei den Studierenden etablieren
Gleich vier der neuen Spin-offs entstanden im Student Project House – der hauseigenen Ideenwerkstatt für ETH-Studierende. So beispielsweise das Unternehmen Bottleplus, das eine nachhaltige Trinkflasche produziert, mit der man unterwegs kohlensäurehaltiges Wasser herstellen kann, oder AtlasVR AG, das virtuelle Trainingsprogramme für die berufliche Ausbildung anbietet. «Unsere Forschungserkenntnisse und Innovationen sollen möglichst schnell der Gesellschaft zugutekommen. Dass es uns mit dem Student Project House gelingt, bereits Studierende zu ermutigen, ihre Ideen weiterzuverfolgen und auf den Markt zu bringen, freut mich enorm», sagt Vanessa Wood, Vizepräsidentin Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich. Um den Unternehmergeist bei Studierenden weiter zu fördern und Schulkinder für MINT-Fächer zu begeistern, ist die ETH im Sommer 2022 zudem eine strategische Partnerschaft mit der UBS eingegangen.
Drei neue «Unicorns» und zahlreiche Übernahmen
Erfreulich haben sich im vergangenen Jahr auch die Investitionen in ETH-Spin-offs entwickelt. Rund 1,2 Milliarden Schweizer Franken wurden eingeworben – so viel wie noch nie. Drei ETH-Spin-offs haben 2022 zudem den Status des «Einhorns» erhalten – Start-ups also, deren Marktwert schon vor dem Börsengang eine Milliarde Dollar überschreitet. Es sind dies die Firmen Scandit – welche ein schnelles Scannen auch unter erschwerten Bedingungen ermöglicht – sowie Southpole und Climeworks, die sich dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben haben.
Zudem gab es einige erfolgreiche Übernahmen: So wurde etwa das Spin-off Adresta von Bucherer aufgekauft, Animatico von Nvidia erworben und FGen von Ginko Bioworks übernommen. Die Vertical-Farming-Kräuter des ETH-Spin-offs Yasai fanden zudem 2022 den Weg in die Coop-Regale, und Synhelion kündigte eine strategische Zusammenarbeit mit der Fluggesellschaft Swiss an. «Für die ETH ist es wichtig, dass aus guten Technologien und Ideen Firmen mit Wachstumspotenzial entstehen und so neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Erfolg unserer Spin-offs wird so zum Erfolg der Schweiz», sagt Vizepräsidentin Vanessa Wood.