Wenn Unordnung zur Lösung unserer Energieprobleme beiträgt
Empa-Forscherin Amy Knorpp will Systematik in das junge Forschungsfeld der Hochentropie-Oxide bringen. Letzteres sind Kristalle, deren Spezialität nicht Ordnung, sondern Unordnung ist. Mit der Verwendung dieser Kristalle möchte Amy Knorpp neue, robustere und effizientere Katalysatoren entwickeln und damit einen wichtigen Beitrag zum Wandel weg von fossilen Energien hin zu CO2-neutralen Lösungen leisten. Ihre Forschung wird mit einem «Empa Young Scientist Fellowship» gefördert.
Hochentropie-Oxide, oder auch sogenannte ungeordnete Kristalle, sind ein sehr junges Forschungsgebiet, in dem es noch viel zu entdecken gibt. Jungforscherin Amy Knorpp sieht in diesen Materialien ein enormes Potential für katalytische Systeme speziell bei der Umwandlung von CO2 und Wasserstoff zu Methanol. Denn Methanol ist ein wichtiger chemischer Grundstoff, der in unserer Gesellschaft in vielen Formen verwendet werden kann – zum Beispiel für Treibstoffe. Um synthetisches Methanol im grossen Stil erzeugen zu können, braucht es jedoch robustere und effizientere Katalysatoren, als zurzeit vorhanden sind. «Ungeordnete Kristalle stellen ein potenzielles Material für diese begehrten Katalysatoren dar. Einerseits kann ihre extreme Unordnung neue Dimensionen der Stabilität in katalytischen Prozessen bringen, was zu einer längeren Lebensdauer des Katalysators führt. Andererseits lässt sich ihre Chemie sehr gut anpassen, um sowohl Defekte als auch Synergien zwischen verschiedenen Elementen zu erzeugen», erklärt Amy Knorpp. Konkret werden in Hochentropie-Oxiden dafür einzelne Positionen innerhalb der genau geordneten Strukturen eines Kristalls durch fremde Elemente ersetzt. Bei einem Mix aus mindestens fünf verschiedenen Elementen können aussergewöhnliche Eigenschaften erwartet werden. Wissenschaftler sprechen dann gerne vom so genannten Cocktaileffekt. Eine entscheidende Eigenschaft eines erfolgreichen Katalysators ist, dass er die Herstellung von Methanol gegenüber anderen Kohlenwasserstoffen bevorzugt. Die gezielte Veränderung bestimmter Stellen in einem Kristall, wie bei Hochentropie-Oxiden, kommt genau dem zugute, indem das CO2 effizient aktiviert und H2 in einer günstigen Anordnung dissoziiert wird.