Weniger Schnee: erster alpenweiter Vergleich
Durch den Klimawandel nimmt die Dauer der Schneebedeckung tendenziell ab, weil erst später im Jahr Schnee fällt und dieser im Frühjahr eher wieder schmilzt. Daten dazu existieren für die Schweiz, aber auch für andere Alpenländer. Allerdings war die Auswertung der Daten bisher auf einzelne Länder oder Regionen beschränkt, eine länderübergreifende Analyse für den gesamten Alpenraum fehlte. Das liegt unter anderem daran, dass die Schneedaten, die einzelne Länder oder Regionen sammeln, nicht zentral abrufbar und daher schwer zugänglich sind.
Bessere Vergleichbarkeit
Nun hat ein internationales Team von Forschenden erstmals Schneedaten aus dem gesamten Alpenraum manuell zusammengetragen und mit einer einheitlichen Methode ausgewertet. An der Studie waren auch das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF und MeteoSchweiz beteiligt. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift «The Cryosphere» veröffentlicht. Die Auswertung umfasst Daten von mehr als 2000 Messstationen aus sechs Ländern und vergleicht die Entwicklung von Schneehöhen und Schneebedeckung über die letzten fünfzig Jahre. «Durch die einheitliche Auswertung sind die Resultate nun viel besser vergleichbar», sagt Co-Autor und SLF-Forscher Christoph Marty.
Stärkerer Rückgang im Süden
Die Ergebnisse der Studie bestätigen frühere Beobachtungen, dass Schneehöhen und Schneebedeckung in den Alpen tendenziell zurückgehen – in welchem Ausmass, hängt jedoch stark von der Region sowie von der Höhenstufe ab. In der Studie kristallisierten sich fünf Regionen heraus, die den verschiedenen schneeklimatischen Zonen der Alpen entsprechen (siehe Abbildung). Beispielsweise sind auf der ohnehin schneeärmeren Alpensüdseite die Schneehöhen deutlich stärker zurückgegangen als in den Hauptalpen und auf der Nordseite. «Das zeigt, dass Beobachtungen aus nur einer Region nicht verallgemeinert werden können, sondern dass man die Entwicklung differenziert betrachten muss», sagt Co-Autor und MeteoSchweiz-Mitarbeiter Sven Kotlarski.
Umso wertvoller ist der vorliegende, homogene Datensatz, der ein detailliertes Bild der Schneetrends in den Alpen über die letzten fünfzig Jahre vermittelt. «Er ist das Resultat einer vorbildlichen Zusammenarbeit zwischen den Institutionen der verschiedenen Länder», sagt Marty. Der Datensatz ist nun zu grossen Teilen frei zugänglich, sodass er künftig von anderen Forschenden für eigene Studien genutzt werden kann, etwa zur Schneeschmelze oder zum Klimawandel.
An der Studie unter der Leitung des italienischen Forschungsinstituts Eurac Research beteiligten sich mehr als zwanzig verschiedene Institutionen aus Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Slowenien und der Schweiz. Sie lieferten Messdaten der täglichen Schneehöhen aus dem gesamten Alpenraum, welche zwischen 1971 und 2019 an Stationen – die meisten in Höhenlagen zwischen 500 und 2000 m ü.M. – gemessen wurden.
Die aus diesen Daten berechneten Schneehöhen haben im Winter (Dezember-Februar) an 82 % aller Stationen abgenommen, im Frühling (März-Mai) sogar an 90 % aller Stationen. Unterhalb 2000 m verkürzte sich die Anzahl Tage mit Schnee in den letzten fünf Jahrzehnten je nach Höhenlage um 22 bis 27 Tage im Norden und um 24 bis 34 Tage im Süden. Dies entspricht je nach Höhenlage einer Abnahme um 10 bis 35 % im Winter und um 30 bis 50 % im Frühling.